Seit vergangenem Jahr realisiert Heuer Logistics für den Käsehersteller Hochland dessen Warendistribution rund um den Globus. Doch das mittelständische Logistikunternehmen ist nicht nur auf den Käsetransport spezialisiert, sondern übernimmt auch die maritime Logistik für ganz andere Commodities.
Einblick in die Produktion von Schmelzkäsescheiben bei Hochland.
Fotos: Heuer Logistics, Hochland
Über Jahrzehnte drehte sich bei Heuer Logistics in Bremerhaven vieles um die Banane. Bis in die 2010er-Jahre hinein machten beispielsweise jede Woche allein zwei Kühlschiffe an den dortigen Terminals fest, um große Mengen der Lieblingsfrucht der Deutschen anzuliefern. „Das ist inzwischen Geschichte. Seit Anfang 2019 haben sich die Kühlschiffe aus den deutschen Häfen verabschiedet, und wir haben im Zuge unserer Diversifizierungsstrategie unser Leistungsspektrum auf eine Vielzahl unterschiedlicher Standbeine verteilt“, so Jan Zobel, Prokurist bei Heuer Logistics. Ein Standbein, das im August 2020 neu hinzukam, ist der Warentransport für den Lebensmittelproduzenten Hochland in 24 Länder auf allen Kontinenten. Das Familienunternehmen aus Heimenkirch im Allgäu gehört zu den größten privaten Käseherstellern in Europa und produziert die gesamte Palette von Frisch- und Schmelzkäse über Hart- und Schnittkäse bis hin zu Feta und Kräuterquark. „Wir lagern die für den Überseeexport bestimmten Produkte bei uns im Kühllager und verladen diese anschließend per Container“, umreißt Zobel die Zuständigkeiten von Heuer Logistics.
Die wachsenden Absatzzahlen hätten die Einrichtung eines Übersee-Distributionszentrums erforderlich gemacht, heißt es seitens des Allgäuer Unternehmens zu diesem Schritt. Zobel formuliert die Gründe für die Zusammenarbeit so: „Zum einen war das Lager von Hochland im süddeutschen Raum zu klein für die Expansionspläne des Unternehmens, zum anderen können wir ab unserem Lager verständlicherweise günstigere Containervorläufe anbieten. So kamen wir ins Spiel.“ Jetzt sorgt Hochland mithilfe eines Spediteurs dafür, dass die Ware abends in Süddeutschland auf einen Lkw geladen wird, der mit entsprechender Kühltechnologie ausgestattet ist und bereits am nächsten Morgen im Kühllager im Bremerhavener Freihafen ankommt. Dort stehen 15 Klimaräume mit rund 8.000 Palettenstellplätzen zur Verfügung, für deren Nutzung Heuer Logistics unter anderem nach dem Lebensmittel-, Produkt- und Servicestandard IFS-zertifiziert ist. „Sobald bei uns die Verkaufsbestätigung eingeht, werden die Käseprodukte dann meistens ohne Palette in Seecontainer geladen und an die jeweiligen Bestimmungsorte verschifft“, so Zobel.
Fakten
Heuer Logistics
Gründung: 1967
Zur Heuer-Gruppe gehören: Heuer Logistics, Heuer Port Logistics, Heuer Transport Logistics, Schiffahrts- und Speditionsgesellschaft Meyer & Co.
Mitarbeiter: 80
Umsatz 2019: 14,7 Mio. Euro
Heuer Logistics deckt ein breites Leistungsspektrum ab: Während der Reachstacker einen Kühlcontainer mit Lebensmitteln transportiert (l.), wird direkt daneben ein Trockencontainer mit Stahlrohren beladen.
Von kleinen Früchten bis zu Projektladungen
Im Zuge seiner Frucht- und Lebensmittelaktivitäten setzt Heuer Logistics aber auch noch auf andere Commodities als Käse. So besitzen Bananen weiterhin einen hohen Anteil am Tagesgeschäft, werden aber inzwischen in Containern statt auf Kühlschiffen transportiert. Weitere Kernkompetenzen von Heuer Logistics in diesem Segment sind die fach- und temperaturgerechte Beförderung von Zitrusfrüchten, Trauben und Ananas sowie von Kartoffeln. Zudem gehört seit Kurzem auch die maritime Logistik für Hühnereier zum Unternehmensportfolio.
Apropos Eier. Zu den wichtigen Leitsätzen von Rudolf-August Oetker, dem 2007 verstorbenen langjährigen Chef der Oetker-Gruppe, gehörte: „Man soll nie alle Eier in einen Korb legen.“ Damit umschrieb der Lebensmittelexperte seine Strategie der Risikostreuung, nach der bei schlechter Konjunktur eben genau alle Eier kaputt sein könnten, die in dem besagten Korb gelegen hätten. In ähnlicher Weise agiert auch Heuer Logistics, indem man das Leistungsspektrum des Unternehmens gleich auf mehrere Standbeine verteilt. Neben der angesprochenen Frucht- und Lebensmittellogistik sind dies die drei weiteren Geschäftsfelder General Cargo, Projektladungen und Fahrzeuge. Während es bei Ersterem um Stückgut aller Art wie Sperr- und Schnittholz geht, decken Projektladungen die gesamte High-and-Heavy-Palette ab. Bei den Fahrzeugen dreht sich hingegen alles um die Verschiffung und den Empfang von Pkw – vom Oldtimer über den Gebrauchtwagen bis zur Luxuskarosse.
„Durch diese Vielseitigkeit können wir Abhängigkeiten minimieren“, erläutert Zobel – auch mit Blick auf die Entwicklungen in den vergangenen zwölf Monaten: „Die Coronapandemie hat uns in einigen Bereichen stark zugesetzt.“ So sei beispielsweise das Projektgeschäft deutlich eingebrochen, während bei Lebensmitteln ein Aufwärtstrend zu spüren war. „Die Menschen kaufen einfach mehr auf Vorrat, um im Krisenfall genügend Nahrung im Hause zu haben. Umgekehrt wird in solch unsicheren Zeiten aber weniger in neue Fabriken und Anlagen investiert, was sich deutlich in rückläufigen Projektladungen widerspiegelt. Aber gerade für letzteres Segment hofft Zobel auf eine Verbesserung im laufenden Jahr: „Es wird auch eine Zeit nach Corona geben. Ich bin mir sicher, dass dann Geschäftsfelder, die während der Pandemie in Schieflage geraten sind, wie eben die Projektladungen, wieder anziehen werden.“ Unabhängig davon will er neben den Aktivitäten für Hochland in diesem Jahr weitere neue Kunden im Frucht- und Lebensmittelsegment hinzugewinnen. „Das mit dem Käse läuft ja wie geschmiert“, bilanziert Zobel mit einem Augenzwinkern. „Warum sollte also nicht noch weiteres Neugeschäft auf unserer Logistikspeisekarte Platz finden?“ (bre)
Für die Qualitätskontrolle von Früchten, wie hier bei Bananen, hat Heuer Logistics mit SSG Quality Services eine separate Firma gegründet.