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Erfolgreicher Startschuss für neuen Schwergutshuttle

Seit März gibt es eine neue Transportoption für Schwergut- und Projektladungen, die regelmäßig zwischen den bremischen Häfen und dem westdeutschen Binnenland pendelt. Dabei handelt es sich um einen Binnenschiffshuttle, den die Am Zehnhoff-Söns Group in Kooperation mit der BLG LOGISTICS und einem Unternehmen aus der Baumaschinenindustrie eingerichtet hat.

Fotos: BLG LOGISTICS
In der ersten Woche eines jeden Monats fährt das Binnenschiff von Bonn zum BLG-Terminal im Neustädter Hafen in Bremen und zum High-and-Heavy-Terminal nach Bremerhaven. An Bord befindet sich schwere oder großvolumige Ladung, die in die 60 bis 73 Meter langen, 7,40 bis 8,70 Meter breiten und bis zu vier Meter hohen Laderäume der eingesetzten Schiffe passt. „Im Prinzip können wir alles transportieren. Von Projektladung wie Trafos, Generatoren und Anlagenteile bis hin zu High-and-Heavy-Selbstfahrern wie Straßenbaumaschinen, Traktoren oder anderes landwirtschaftliches Equipment. Gewichtsbeschränkungen bestehen lediglich durch das verfügbare Hafenequipment“, erläutert Victoria Prokopp, Leitung Vertrieb High & Heavy bei BLG LOGISTICS. Dabei freut sie sich über das positive Feedback, dass die Partner schon während der ersten Monate auf ihr Transportangebot erhalten haben. „Wir haben unsere Idee der Öffentlichkeit erstmals auf der LogisticsConnect im März in Bremen vorgestellt. Seitdem sind Hersteller, Spediteure und auch Reedereien davon sehr angetan – zumal der Verkehrsträger Binnenschiff bisher weitestgehend projektbezogen eingesetzt worden ist und nicht als Shuttle.“

Als Transitzeit für die Strecke über den Rhein, den Mittellandkanal und die Weser haben die Partner rund sechs Tage eingeplant. Über die dazu geführten Abstimmungsgespräche sagt Prokopp: „Wir mussten uns bei unseren Planungen erst einmal daran gewöhnen, dass die Binnenschifffahrt etwas anders tickt als die Seeschifffahrt, die rund um die Uhr im Einsatz ist und bei der es eben keine freien Wochenenden gibt. Das hat sich aber schnell und reibungslos eingespielt.“ Dafür wiederum zeichnet sich der Shuttle durch ein Höchstmaß an Flexibilität aus. „Egal ob aus Neuss, Krefeld, Duisburg, Dortmund oder Osnabrück – potenzielle Verlader können entlang der Route individuelle Stopps und Teilladung bei uns oder der BLG anfragen. Außerdem ist bei entsprechender Nachfrage auch eine Anbindung der Mosel und der Saar an Bremerhaven möglich“, erläutert Thomas Keppelstraß, Manager Project Cargo & Sales Conventional von der Am Zehnhoff-Söns GmbH. Anschließend prüfen die Partner, welcher nahe gelegene Hafen über die passende Ladeinfrastruktur mit Kran verfügt und leiten alles Weitere in die Wege.

Von Bonn aus macht sich der Schwergutshuttle in der ersten Woche eines jeden Monats auf den Weg nach Bremen und Bremerhaven – mit flexiblen Zwischenstopps entlang der Route.
Im Rückblick auf die ersten Verschiffungen verweist Keppelstraß neben der Flexibilität auch auf die Vorteile des Shuttles in Sachen Nachhaltigkeit: „Das Binnenschiff kann gleich mehrere Projekt- sowie High-and-Heavy-Ladungen gleichzeitig aufnehmen, wodurch die Straßen entlastet werden und die Anzahl der Einzelfahrten erheblich reduziert wird.“ So habe man beispielsweise auf einer Tour elf schwere Baumaschinen an Bord verschifft, die beim Straßentransport rund 13,3 Tonnen CO2-äquivalente Emissionen verursacht hätten. Bei dem gleichen Transport per Binnenschiff seien jedoch nur 7,96 Tonnen CO2 ausgestoßen worden. „Das entspricht einer Einsparung von über 40 Prozent“, sagt Keppelstraß, um dann gleich noch eine weitere beindruckende Vergleichszahl hinterherzuschieben, die die Auswirkungen von Lkw-Transporten auf die Infrastruktur belegt: „Ein Schwertransport mit 68 Tonnen und sieben beanspruchten Achsen belastet die Straße rund 28.000-mal mehr als ein typischer Pkw mit zwei Achsen und einem Gewicht von rund 1,5 Tonnen.“

Nach ihren Zielen für den neuen Shuttle befragt, setzen Prokopp und Keppelstraß ähnliche Prioritäten. „Für uns gilt es, eine regelmäßige Verbindung aus dem Binnenland zu den bremischen Häfen zu etablieren, idealerweise als Shuttleangebot. Und wie sich die Lage bisher darstellt, bin ich mir sicher, dass es den Shuttle auch in drei Jahren noch geben wird“, so die BLG-Managerin. Eine Einschätzung, der sich auch der Manager aus Bonn vorbehaltlos anschließt: „Ich würde mir überdies wünschen, dass wir zum Ende dieses Jahres die Frequenz des Shuttles von einer auf zwei Abfahrten im Monat erhöhen können.“

Gelingen könnte dieses Vorhaben unter anderem durch die Gewinnung neuer Kundenkreise, für die sich Prokopp und ihr Team schon jetzt starkmachen: „Wir können bei Bedarf auch Container an Bord nehmen oder den Transport von Windkraftkomponenten ins Hinterland übernehmen“, sagt sie. Und angesichts der aktuellen Straßenlage fügt sie mit einem Augenzwinkern hinzu: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich in naher Zukunft viel an den zahlreichen Baustellen und den abgelasteten Autobahnbrücken in Deutschland verändern wird. Außerdem werden die Genehmigungsverfahren für Schwertransporte bestimmt nicht einfacher und weniger. Da ist ein Binnenschiff mit einer Tragfähigkeit von rund 1.600 Tonnen doch eine sinnvolle Alternative.“ Interessierten beantworten die beiden Kooperationspartner Fragen zu dem neuen Schwergutshuttle auch auf der transport logistic, die vom 2. bis 5. Juni in München stattfindet. (bre)

Eine Spezialbaumaschine schwebt während der Verladung an einem Kran über dem Wasser
Bei den ersten Verladungen waren hauptsächlich Straßenbaumaschinen an Bord des Binnenschiffs, wie ein Stabilisierer (oben) und eine Fräse.