Logistik eröffnet vielfältige Einstiegsmöglichkeiten – vom direkten Praxisstart bis zum akademischen Werdegang. Welcher Weg der richtige ist, hängt dabei ganz von der eigenen Persönlichkeit und den Zielen ab. Ein paar Fragen vorab können helfen, die passende Richtung zu finden. Juliane Bellstedt hat ihre Ausbildung zur Schifffahrtskauffrau abgeschlossen und arbeitet als Operations Manager bei SAL Heavy Lift. Markus Ahlfeld, Personalleiter bei Lloyd Werft, umschreibt wie unterschiedlich Karrierewege verlaufen können, welche Erfahrungen prägen und welche Vor- und Nachteile sich aus Ausbildung oder Studium ergeben.
Fotos: Cuxport, bremenports, Privat
„Im Hafen und in der Logistik wird viel Beweglichkeit im Handeln abverlangt.“
Markus Ahlfeld, Head of Human Resources, Lloyd Werft
MARKUS AHLFELD: Für junge Menschen ist eine Ausbildung oft ein guter Startpunkt, da sie praktische Erfahrungen und eine Integration in den Arbeitsmarkt ermöglicht. Ein Studium kann jedoch den Weg für anspruchsvollere Führungspositionen ebnen und bietet tiefere theoretische Kenntnisse. Ob ein duales Studium eine Zwischenlösung ist, hängt natürlich von den weiteren Vorstellungen eines jeden Menschen bezüglich seiner weiteren beruflichen Laufbahn ab. Ein duales Studium kann auch sehr gut eine „Endlösung“ sein, zumal wir zum Beispiel unsere dualen Studenten auch bei einem Masterabschluss weiter begleiten. Das duale Studium hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten sehr gut etabliert und stellt eine interessante Alternative dar, da es eine Kombination aus beiden Welten bietet und eine frühe praktische Erfahrung mit einem akademischen Abschluss vereint.
JULIANE BELLSTEDT: Ich würde empfehlen, sich möglichst umfassend mit den vielen Möglichkeiten und Tätigkeitsbereichen in der Branche auseinanderzusetzen. Für den Einstieg in die Logistik halte ich eine Ausbildung für sinnvoller als ein Studium.
LOGISTICS PILOT: Gibt es aus Ihrer Sicht Gründe, die für oder gegen eine Ausbildung sprechen?
AHLFELD: Eine Ausbildung hat den Vorteil, dass sie praxisorientiert ist, einen schnellen Berufseinstieg bietet und man vor allem in der heutigen Zeit oftmals gute Übernahmechancen hat. Gegen eine Ausbildung spricht, dass man möglicherweise weniger theoretisches Wissen erlangt und man weniger berufliche Aufstiegsmöglichkeiten im Vergleich zum Studium hat. Aber, nicht jeder Mensch kann oder sollte ein Studium absolvieren, da der Industriestandort Deutschland abhängig ist von gut ausgebildeten Facharbeitern, sonst sehe ich unseren Standort als stark gefährdet an.
BELLSTEDT: Ganz klar dafür spricht aus meiner Sicht die Praxiserfahrung, die man innerhalb von zweieinhalb bis drei Jahren sammeln kann. Unmittelbar nach der Schule hat man damit die Möglichkeit, in eine ganz neue Welt einzutauchen und sehr schnell richtige und wichtige Aufgaben mit Verantwortung übernehmen zu können. Das ist schon etwas anderes, als sich im Studium erst mal weiterhin theoretisch mit Hausarbeiten oder Power-Point-Präsentationen zu befassen. Ganz klar für die Ausbildung spricht auch, dass man bereits nach zweieinhalb bis drei Jahren direkt in eine Festanstellung starten kann – mit teils hohen Verantwortlichkeiten. Das heißt natürlich auch, dass man bereits ein normales Gehalt verdient. Und nicht zuletzt ist es wichtig, dass in der Schifffahrt eine Ausbildung oft hilfreicher ist als ein BWL-Studium oder Ähnliches. Ich wage es zu behaupten, dass eine ausgelernte Schifffahrtskauffrau einen wesentlich einfacheren Einstieg in gewisse Jobs hat als jemand mit einem Bachelorabschluss.
BELLSTEDT:Weil ich Lust auf Schifffahrt und auf Praxis hatte anstatt auf das Lernen im Studium. Ich half schon während der Schulzeit in der Firma meiner Eltern aus und hatte immer mehr Spaß daran, zu arbeiten als stundenlang im Matheunterricht zu sitzen. Und ich bin der festen Überzeugung, dass einem die Ausbildung perfekte Möglichkeiten für den Berufseinstieg bietet und Unternehmen in der Logistik auf praktische Erfahrung setzen.
LOGISTICS PILOT: Wie sieht es ihrer Meinung nach mit den Vor- bzw. Nachteilen eines Studiums oder eines dualen Studiums aus?
AHLFELD: Ein Studium beziehungsweise duales Studium hat den Vorteil, dass es tiefes theoretisches Wissen vermittelt sowie bessere Aufstiegsmöglichkeiten mit höheren Entgeltaussichten bietet. Gegenüber einem „normalen“ Studium hat das duale Studium den Vorteil, dass eine Kombination aus Theorie und Praxis stattfindet und man eine finanzielle Unterstützung durch das Unternehmen bekommt. Als Nachteil kann man sehen, dass ein Studium länger als eine Ausbildung dauert und man möglicherweise weniger praktische Erfahrungen vermittelt bekommt. Ein Studium ist zusammengefasst sinnvoll für Menschen, die eine Führungsposition oder ein tiefes Verständnis für Prozesse anstreben.
LOGISTICS PILOT: Welche Neigungen und Qualitäten sollten Interessenten mitbringen, wenn sie im Hafen oder in der Logistik erfolgreich Fuß fassen wollen?
BELLSTEDT:Ganz grundsätzlich halte ich Flexibilität für eine der wichtigsten Eigenschaften. Die Schifffahrt ist so ein dynamisches Umfeld – da ist kein Tag wie jeder andere, und man muss bereit sein, sich fix auf neue Situationen einstellen zu können.
AHLFELD: Interessenten sollten vor allem Organisationstalent mitbringen. Im Hafen oder in der Logistik wird viel Beweglichkeit im Handeln abverlangt. Natürlich sollten praktisches/technisches Verständnis und handwerkliches Geschick auch nicht fehlen. Teamfähigkeit, Selbstständigkeit, Ausdauer sowie Freude und Lust auf diese Tätigkeiten sollten auch vorhanden sein. Wenn man etwas wirklich möchte, dann kann das schon Berge versetzen.(js/bre)
„Für den Einstieg in die Logistik halte ich eine Ausbildung für sinnvoller als ein Studium.“
Juliane Bellstedt, Operations Manager bei SAL Heavy Lift






