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Im Dienst der Ladungssicherung

Tonnenschwere Windkraftanlagen, mächtige Krane und komplexe Generatoren – für den maritimen Dienstleister Noah Maritime aus Emden sind solche Schwergewichte tägliches Brot. Der Spezialist für Sicherheits- und Lascharbeiten hat sich in der Projektladungslogistik einen Namen gemacht und sein Geschäft binnen drei Jahren verfünffacht. Wie ist dem Unternehmen das gelungen?

Fotos: Noah Maritime

Für seine Geschäftsidee musste Cem Öztürk einfach nur seine Augen aufhalten. Schon während seiner Ausbildung als Schifffahrtskaufmann bei Epas in Emden inklusive sechs Monaten in der Muttergesellschaft bei der Reederei Briese in Leer und seiner anschließenden zweieinhalbjährigen Berufstätigkeit für Operations hatte er die Herausforderungen der Ladungssicherung von Projektladung beobachtet.

„Mir war aufgefallen, dass es in dem Bereich viele fähige Handwerker gibt, die gute Arbeit leisten, die aber auch recht bodenständig sind und sich um das Drumherum, etwa eine moderne ansprechende Homepage und Marketing, nicht kümmern“, erinnert sich der Firmengründer und Geschäftsführer. Das müsste man doch besser machen können, habe er sich gedacht. Also kündigte er seinen Job, gründete Noah Maritime, und begann damit, potenzielle Kunden per Mail und Telefon zu kontaktieren und ihnen Dienstleistungen rund um die Ladungssicherheit anzubieten. „Worauf die Reedereien Wert legen, wusste ich und auch, wie man ihnen die Arbeit erleichtert“, berichtet Öztürk.

Denn während Container routinemäßig von Reedereien selbst gesichert und gelascht werden und für den Fahrzeugtransport spezialisierte Dienstleister bereitstehen, bedarf es bei Projektladungen stets maßgeschneiderter Sicherungs- und Laschkonzepte. „Lascharbeiten werden manchmal auch von der Besatzung selbst übernommen, aber meist sind keine Schweißfachleute an Bord. Das übernehmen dann wir.“ Deshalb war auch von Anfang an klar, was ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal sein sollte: den Kunden, zu denen – je nachdem, wer aufgrund des Manifests für die Ladungssicherung zuständig ist – außer den Reedereien auch Spediteure, Ladungseigner und Häfen gehören, möglichst viel Arbeit abzunehmen. Das bedeutete auch vollen Einsatz für Öztürk, der in den ersten vier Jahren bei jeder Ladungssicherung dabei war, sowohl kaufmännisch als auch körperlich. „Ich habe die Büroarbeit gemacht und war mit auf den Schiffen, wo ich mir das handwerkliche Know-how angeeignet habe.“

Ein Team von sechs Personen mit gelben Sicherheitsjacken vor einem Schiff mit Projektladung

Die Teams sind vom Firmensitz in Emden und der Niederlassung in Danzig bis nach Finnland und Frankreich unterwegs, um Projektladung zu sichern und zu entsichern.

Für Kunden bis nach Finnland und Frankreich unterwegs

Es lief gut, „auch weil unsere Wettbewerber sich ausgeruht haben und wir drangeblieben sind“, berichtet Öztürk. „So konnten wir als Newcomer schnell Marktanteile gewinnen.“ Längst sind die Teams mit Metallbauern und Schweißern vom Firmensitz in Emden und der Niederlassung in Danzig bis nach Finnland und Frankreich unterwegs, um Projektladung zu sichern und zu entsichern. Hauptsächlich handelt es sich um Teile von Windkraftanlagen, etwa Türme, Rotorblätter, Generatoren und Nacellen. Hinzukommen Krane, große Generatoren und kleinere Schiffe, die mithilfe von Mehrzweckschiffen transportiert werden.

Wie viele Mitarbeiter dafür erforderlich sind, hängt vom Auftrag ab. „Gerade sind vier Mitarbeiter für fünf Tage auf einem Schiff in Teesport bei Middlesbrough in England im Einsatz“, berichtet Öztürk. „Dort wurden insgesamt zwölf Offshore-Turmsektionen gelöscht, welche zuvor von uns fachgerecht entsichert wurden.“ Die einzelnen Sektionen hatten ein Gewicht von 202 bis 324 Tonnen und eine Länge von 32 bis 40 Metern. Im Bulli hatten seine Mitarbeiter dafür unter anderem drei Plasmabrenner und fünf Winkelschleifer dabei. Die Sicherung erfolgte mit Laschketten sowie Metallplatten, die direkt an das Schiff und an die Ladung geschweißt wurden, um ein Verrutschen während der Seereise zu verhindern. „Grob gesagt, ist das ein typischer Auftrag für uns“, so Öztürk.

Insgesamt sind bei Noah Maritime inzwischen 25 bis 30 Mitarbeiter direkt oder indirekt über Subunternehmer beschäftigt. Im Sommer sind es meist mehr, da dann Hauptsaison für Projektladung ist. Im Idealfall hat das Unternehmen bei solchen Aufträgen einen Vorlauf von einigen Wochen. „Manchmal heißt es von den Anrufern aber auch einfach nur: Wie schnell kann dein Team in Schweden sein?“, berichtet der Geschäftsführer. Einen Nine-to-five-Job kann er daher nicht bieten, gearbeitet wird auch am Wochenende und auch mal länger.

Schweißer, der Laschketten zur Sicherung der Ladung auf einem Schiff schweißt
Die Laschketten und Metallplatten zur Ladungssicherung werden direkt an das Schiff und die Ladung geschweißt, um ein Verrutschen während der Seereise zu verhindern.

Neue Software für effiziente Einsatzplanung

Seine Mitarbeiter, die im Durchschnitt Anfang bis Mitte 30 sind, sehen darin aber auch Vorteile. „Sie schätzen das Reisen und genießen es, wenn sie nach zwei bis drei Wochen fordernder körperlicher Arbeit mit schweren Laschketten und dem Herumklettern in den Ladeluken der Mehrzweckschiffe dann ein bis zwei Wochen frei haben.“ Zu 90 Prozent sind seine Mitarbeiter mit dem Pkw unterwegs – oft von Schiff zu Schiff. Um die Einsätze von Team und Material effizient zu koordinieren, hat Öztürk gerade die Software „Plankraft“ eingeführt. „Das funktioniert sehr gut“, sagt er. Genug Arbeit fällt im Büro immer an: „Im Hintergrund sind wir auch ein kleines Reisebüro und kümmern uns um Unterkünfte, Fähren, Agentenkontakte und, falls erforderlich, auch Flüge“, so der Unternehmer. Und dann muss er sich natürlich auch um Kundenanfragen kümmern. „Meine Hauptarbeit sind Planung und Koordination.“

2020 konnte Öztürk einen Jahresumsatz von 440.000 Euro erzielen, im Jahr 2023 waren es bereits 2,1 Millionen Euro. „Seit 2020 hatte sich der Umsatz jedes Jahr verdoppelt“, so der Unternehmer. In diese Zeit fällt auch die Coronapandemie, während der er angesichts des in vielen Ländern herrschenden Lockdowns per Google und Linkedin erfolgreich Kaltakquise in Schweden machte, wo es nur wenige Einschränkungen gab. 2024 bewarb er sich beim Portal Focus Business um einen Platz im Ranking von Firmen mit dem prozentual größten Umsatzwachstum und kam von insgesamt 500 Unternehmen auf Platz 60. Unter den Logistikunternehmen belegte er Platz zwei.

Allerdings könne man in diesem Branchensegment nicht auf Dauer in diesem Umfang wachsen. „Jetzt geht es vor allem um Effizienz und darum, alle Prozesse weiter zu optimieren.“ Um mehr Platz zu haben, hat Öztürk in Emden gerade eine größere Bürofläche direkt am Wasser gekauft. Denn der Wachstumschampion, der 2024 einen Umsatz von 2,3 Millionen erzielte, hat sich für 2025 ehrgeizige Ziele gesetzt: Er plant 20 bis 30 Prozent Umsatzplus im Vergleich zum Vorjahr. (cb)

Fakten

Noah Maritime

Firmensitz: Emden
Weiterer Standort: Danzig
Gründung: 2017
Geschäftsfeld: Schweißservice und Ladungssicherung in der Schifffahrt
Mitarbeiter: 25 bis 30 inklusive Subunternehmer
Umsatz 2024: 2,3 Millionen

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