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Magazin für Häfen, Schifffahrt und Logistik

Nicht erst im Schadenfall gefragt

Seit über 110 Jahren ist Battermann + Tillery auf die neutrale Beurteilung von Transport- und Güterschäden spezialisiert. Doch längst werden die Bremer nicht nur im Schadenfall weltweit als Sachverständige konsultiert, sondern zunehmend auch, wenn es um die Schadenverhütung im Vorfeld geht.

Die „MSC Flaminia“ kurz nach dem Großfeuer, das im Sommer 2012 auf dem Containerschiff ausbrach.

Fotos: Battermann & Tillery

Für die beiden Geschäftsführer Patrick Tillery und Nico Nöldner ist dieser Spagat kein Widerspruch. Im Gegenteil. Unisono stellen sie klar: „Das Zusammenspiel von Schadenexpertise und zunehmender Spezialisierung im Bereich Schadenverhütung ist eine logische und nachhaltige Entwicklung. Es ist unsere Reaktion auf die Kundenbedürfnisse sowie das zunehmende Bewusstsein für Risikomanagement und Transportsicherheit.“

Bis in die 80er-Jahre hinein war Battermann + Tillery ein eher kleines Unternehmen, das mit einer Handvoll Hafenkommissare und Hafenbesichtiger für Rohstoffe aller Art, vor allem Baumwolle, Tabak und Zellulose, zuständig war. Doch als die Containerisierung die Arbeitsabläufe in den Häfen – und damit auch die Warenströme – grundlegend veränderte, hatte Percy Tillery, der Vater des heutigen Geschäftsführers, das richtige Gespür für eine strategische Neuausrichtung des Geschäfts. Seitdem agiert das Unternehmen als Sachverständiger für Transport, Güter und Logistik und deckt dabei alle Warenarten und Verkehrsträger ab.

Mit diesem Schritt traf und trifft Battermann + Tillery die Bedürfnisse des Marktes. Entsprechend konnte der Dienstleister besonders in den 1990er- und 2000er-Jahren sowohl personell als auch geografisch stark expandieren. Inzwischen ist die Gruppe mit 170 Mitarbeitern in Deutschland, der Schweiz und der Türkei aktiv. Zudem kann sie international auf ein Netzwerk von geprüften Partnern an über 1.200 Standorten rund um den Globus zurückgreifen.

„Was uns auszeichnet, ist unsere Verfügbarkeit: Egal ob es sich um einen Schaden in Deutschland oder in China handelt – wir können innerhalb kürzester Zeit überall vor Ort tätig werden“, so Patrick Tillery. Darüber hinaus verweist er auf die Vielzahl verschiedener Spezialisten, die unter dem Dach von Battermann + Tillery vereint sind. „Unsere Sachverständigen und Havariekommissare sind hauptsächlich Ingenieure aus den Bereichen Transportwesen, Maschinenbau oder Nautik. Aber auch Juristen, Speditionskaufleute und Betriebswirte gehören zu unserem Team“, ergänzt der Manager, der sein Unternehmen angesichts dieser Vielfältigkeit auch gern als One-Stop-Shop bezeichnet.

Portrait von Patrick Tillery und Nico Nöldner

„Unsere Aufgaben haben sich immer mehr zum kompletten
Management gewandelt.“

Patrick Tillery und Nico Nöldner,
Geschäftsführer von Battermann + Tillery

Komplettes Management liegt im Trend

Im stetig wachsenden Unternehmensbereich Schadenverhütung führen die Risk-Consultants von Battermann + Tillery hauptsächlich Risikoanalysen und -kontrollen durch. Unter anderem begleiten sie Schwergut- und Projektverladungen, prüfen Method Statements oder sind für die Berechnung und Abnahme von Ladungssicherungsmaßnahmen zuständig. Dabei hat Nico Nöldner in den vergangenen Jahren stark veränderte Anforderungen des Marktes ausgemacht: „Unsere Aufgaben haben sich immer mehr von der reinen Ladungskontrolle weg hin zum kompletten Management gewandelt.“ So werde von Kundenseite immer häufiger gewünscht, dass man die Hand über den gesamten Transportprozess halte und einen roten Faden zwischen allen Beteiligten spinne – von der Verpackung der Ware über das korrekte Stauen bis hin zur optimalen Ladungssicherung. Aufgrund der über die Jahre gesammelten Erfahrungen sagt Nöldner: „Der Großteil der festgestellten Schäden ließe sich durch eine frühzeitige, detaillierte, abteilungs- und firmenübergreifende Zusammenarbeit und Planung verhindern.“ Überdies sieht er einen zunehmenden Trend zu Großschäden und technischen Schäden.

Noch bestens im Gedächtnis seien ihm die Havarie der „MSC Flaminia“, auf der 2012 während einer Atlantiküberfahrt ein Großfeuer ausbrach, oder vor wenigen Jahren der Vorfall, als eine Luxusjacht bei der Entladung in Panama auf die Pier stürzte. Auch an die „Beluga Nomination“ der ehemaligen Bremer Reederei Beluga Shipping kann er sich noch gut erinnern und wie sie von somalischen Piraten entführt worden war. „Das waren alles Schäden im Millionenbereich, bei denen sehr unterschiedliche Aspekte unserer Expertise gefragt waren“, so Nöldner. „Auf der ‚Beluga Nomination‘ waren zum Beispiel mehrere Jachten an Bord, die nach der Entführung diverse Einschusslöcher aufwiesen und von den Piraten erheblich zerstört worden waren. All das galt es im Zuge unserer Analysen zu berücksichtigen“, führt der Manager exemplarisch aus.

Gegenwärtig bereitet Nöldner vor allem folgende Entwicklung Kopfzerbrechen: „In Deutschland geht zunehmend Know-how zur Schadenprävention verloren. Immer mehr Experten scheiden aus Altersgründen aus, ohne dass ihr Wissen und ihre Erfahrung adäquat in den Unternehmen weitergegeben werden.“ Dieser Prozess erhöhe zum Beispiel das Risiko für Handhabungs- und Staufehler. Vor diesem Hintergrund sei man bei Battermann + Tillery bestrebt, das eigene Serviceangebot in Sachen Schadenverhütung noch weiter auszubauen. „Das ist unser Beitrag, um die Risiken unserer Kunden – vom Verlader bis zum Frachtführer – in den Bereichen Transport, Umschlag und Lagerung zu verringern“, so Tillery

Groß und schwer ist für Battermann + Tillery kein Problem, wie diese Bild Kranverladung zeigt.
Groß und schwer ist für Battermann + Tillery kein Problem, wie diese Kranverladung zeigt.

Fakten

Battermann + Tillery Group

Gründung: 1913
Unternehmenszentrale: Bremen
Mitarbeiter: 170 in Deutschland, der Schweiz und der Türkei. Zusätzlich verfügt die Gruppe über ein weltweites Netzwerk an über 1.200 Standorten
Hauptgeschäftsbereiche: Transport- und Warenschäden, Marine, Schadenverhütung, technische Besichtigungen, Havarieverkäufe
Umsatz 2023: circa 20 Millionen Euro

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