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Magazin für Häfen, Schifffahrt und Logistik

Rückenwind für mehr FrauenPower

Im Juli 2022 fiel der offizielle Startschuss für das Transferzentrum für künstliche Intelligenz (KI) an den Standorten Bremen und Bremerhaven. Seitdem trägt man dort das Thema KI nicht nur mit Veranstaltungen in die breite Öffentlichkeit, sondern unterstützt auch kleine und mittelständische Unternehmen in der Region, wenn es um die Einführung von KI-Technologien geht. Das Hauptziel ist es jedoch, mit Netzwerkaktivitäten das Bremer KI-Ökosystem zu stärken und auszubauen. Das Zentrum wird durch die Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa gefördert.

Fotos: iStock/ marzacz, WISTA Germany, privat
In Hamburg begrüßte die dortige Senatorin für Wirtschaft und Innovation, Dr. Melanie Leonhard, die rund 200 Gäste mit den Worten: „Wir können es uns heute bei dem Fachkräftemangel nicht leisten, auf Frauen zu verzichten.“ Eine Aussage, die Judith Musau, Pressereferentin von WISTA Germany, voll und ganz unterschreiben kann. „Solche Veranstaltungen sind wichtig, um die Ziele unserer Organisation – Vielfalt, Inklusion und die Stärkung von Frauenrechten – noch stärker ins öffentliche Bewusstsein zu tragen“, so Musau. Zwar habe die Sichtbarkeit von Frauen in Führungspositionen in den vergangenen Jahren zugenommen, aber derzeit seien weltweit gerade einmal zwei Prozent der Seeleute weiblich.

Vor diesem Hintergrund agiert die WISTA bereits seit 1974 erfolgreich auf internationalem Terrain und über alle Weltmeere hinweg, um ihren Mitgliedern die Möglichkeit zur Vernetzung und Weiterbildung zu bieten. „Wir sind stolz darauf, dass WISTA Germany mit derzeit mehr als 180 Mitgliedern weiterwächst und dass wir eines von 55 Ländern im Netzwerk von WISTA International sein dürfen. Weltweit haben wir im Jahr 2022 die Marke von 4.000 Mitgliedern geknackt“, bilanziert Franziska Eckhoff, Präsidentin von WISTA Germany.

Seit der Gründung der WISTA habe sich die Schifffahrt unter anderem durch die Globalisierung, die Einführung neuer Technologien sowie die Einführung strenger Umweltauflagen und Nachhaltigkeitsinitiativen stark verändert. Und die WISTA zugleich mit ihr. Dabei spielt die Organisation eine bedeutende Rolle, wenn es darum geht, das Bewusstsein für die Chancengleichheit und die beruflichen Möglichkeiten für Frauen in der maritimen Branche zu schärfen.

Der neue Vorstand von WISTA Germany (v. l.) Angela Raabe (Eventmanagerin), Franziska Eckhoff (Präsidentin), Irina Carbunaru (Vizepräsidentin), Nadine Kornblum (Kontaktperson), Sieke Kremer-Tiedchen (Compliancemanagerin) und Marina Röhl (Schatzmeisterin und Leitung der Projektgruppe Diversity). Es fehlt Judith Musau (unten eingeblockt).

Tradition von rein männlichen Diskussionsrunden durchbrechen

Aus Sicht von Musau ist die Historie ihrer Organisation vor allem von vier Meilensteinen geprägt. Dazu gehören seit 2017 Stipendien, die in Partnerschaft mit dem Institute of Chartered Shipbrokers (ICS) an Personen vergeben werden, die WISTA-International nominiert hat, sowie die jährlichen WISTA-International Konferenzen, die Mitglieder weltweit miteinander vernetzen. WISTA bietet außerdem Mentoringprogramme in eigener Regie oder in Zusammenarbeit mit der International Maritime Organization (IMO), um weibliche Nachwuchskräfte auf ihrem Karriereweg zu fördern – und zwar durch berufserfahrene Frauen, die sie coachen.“ Last but not least besitzt die WISTA seit 2018 einen Beraterstatus bei der IMO. Dieser erlaubt es der Organisation, die Expertise ihrer weiblichen Mitglieder in diverse Themen der IMO einzubringen, etwa bei der Entwicklung einer Redner-Datenbank für Frauen in der Schifffahrt. Sie trägt den Titel „IMO WISTA Maritime Speakers Bureau“ und soll dazu betragen, die Tradition von rein männlichen Diskussionsrunden in der Branche zu durchbrechen.

Auf der WISTA-Jahreshauptversammlung im Juni wurden die Weichen für die Zukunft gestellt. Insgesamt hat WISTA-Germany über 180 Mitglieder.

Geschlechterdiversität als Stärke anerkennen

Mit diesem Leistungspaket im Rücken gibt Musau eine klare Devise aus: „Es müssen noch mehr Frauen in Führungspositionen vertreten sein, und es muss eine kulturelle Veränderung stattfinden, um eine inklusivere und vielfältigere Arbeitsumgebung zu schaffen.“ Damit dies nicht nur Theorie bleibe, gelte es unter anderem, die Chancen für Frauen in der Branche zu verbessern und mehr Möglichkeiten für ihre Aus- und Weiterbildung zu schaffen. Denn für Marina Röhl, Schatzmeisterin bei WISTA Germany, steht fest: „Frauen sind in der Zusammenarbeit stark, sie beherrschen effektive Kommunikationsfähigkeiten und besitzen emotionale Intelligenz. Zudem haben sie eine hohe Organisationsfähigkeit und bringen eine andere Herangehensweise mit ein.“ Mit diesem einzigartigen Mix an Qualifikationen fördern Frauen aus ihrer Sicht die Vielfalt und die Integration am Arbeitsplatz. „Es ist also für die Zukunft der internationalen Schifffahrt wichtig, Geschlechterdiversität als Stärke anzuerkennen und von den Erfahrungen und Kompetenzen beider Geschlechter im Wechselspiel zu profitieren“, umreißt Röhl ihren Standpunkt – stellvertretend für viele ihrer Kolleginnen bei der WISTA. (bre)

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Info

WISTA-Jahreshauptversammlung

WISTA Germany hielt im Juni seine jährliche Hauptversammlung im Digital Logistics Hub in Hamburg ab. Neben verschiedenen Projektgruppen, die ihre Arbeit des vergangenen Jahres und Pläne für das kommende Jahr präsentierten, wählten die Mitglieder eine neue stellvertretende Präsidentin in den Vorstand, Irina Carbunaru. Sie ersetzte Captain Nicole Langosch, die die Position in den letzten vier Jahren innehatte. Zwei Vorstandsmitglieder, Judith Musau und Sieke Kremer-Tiedchen, wurden ebenfalls als Pressesprecher beziehungsweise als Compliance-Manager wiedergewählt.

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