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Mit der Hafenlogistik erschließt sich Mosolf gerade ein neues Geschäftsfeld. Dabei setzt der Automobillogistiker vor allem auf Wilhelmshaven und Cuxhaven.

Fotos: Mosolf/Dietmar Bökhaus (2x), MOSOLF Gruppe/Bjoern Lubbe
Am Anfang der Geschichte stehen der Kauf der Halle und des Geländes im Güterverkehrszentrum am JadeWeserPort. Vor drei Jahren erwarb der Automobillogistiker Mosolf dort eine 10.000 Quadratmeter große Fläche mit Multifunktionshalle und Bürogebäude. Seitdem bestand auch die Idee, Autoumschlag in Wilhelmshaven zu etablieren, um den Bedarf an hafennahen Logistikdienstleistungen, die auch über die europäischen Grenzen hinausgehen, zu decken.

Das Geschäft mit Neufahrzeugen startete 2022. „Seit im Dezember das erste Schiff eines großen europäischen Automobilherstellers anlief, ist die Nachfrage stark gestiegen, freut sich Kai Wenhold, Niederlassungsleiter für Wilhelmshaven und Cuxhaven. „Derzeit setzen wir als Zwischenlösung für den Umschlag der Fahrzeuge von den RoRo-Schiffen auf den Lüneburg- und den Braunschweigkai im Inneren Hafen“, so Wenhold.

Von großer Bedeutung ist gegenwärtig der Import von Fahrzeugen in Containern. „Bei unseren asiatischen Kunden, also OEMs und Importeuren, läuft hier derzeit aufgrund der Kapazitätsengpässe bei RoRo-Schiffen viel über Container“, erläutert der Niederlassungsleiter. Hunderte von Autos würden gerade von großen Reedereien – insbesondere aus den chinesischen Häfen Qingdao und Shanghai – auf diese Weise nach Übersee und eben auch nach Deutschland transportiert. Je nach Fahrzeugtyp und Anforderungen passen dabei zwei bis vier Fahrzeuge in einen 40-Fuß-Container.

Seit Niedersachsens damaliger Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (r.) gemeinsam mit Jörg Mosolf, Vorstandsvorsitzender der Mosolf Gruppe (l.), im Jahr 2020 den Start des Autoterminals Wilhelmshaven einläuteten, hat sich dort viel getan.

Immer mehr E-Fahrzeug-Exporte aus China

Am erfolgreichsten entwickelt sich die Geschäftsanbahnung beim Import. „Zu uns kommen derzeit Fahrzeuge der drei führenden chinesischen Automobilhersteller, darunter der größte E-Fahrzeugproduzent und der Marktführer in China“, berichtet Wenhold. Der gesamte Automobilmarkt in Deutschland habe sich zuletzt stark zu einem Importmarkt entwickelt, da viele Fahrzeuge in Asien, der Türkei und in Spanien produziert werden. Allerdings werde auch die Exportnachfrage zunehmen. „Wenn die Reeder den Import solcher Fahrzeuge über Wilhelmshaven abwickeln, haben sie auch ein Interesse, wieder Rückladung mitzunehmen, und wir werden deshalb hoffentlich auch bald mehr Exportkunden sehen“, erwartet der Niederlassungsleiter.

In Wilhelmshaven verfügt Mosolf derzeit über Platz für mehrere Tausend Fahrzeuge. Das neue Geschäftsfeld ist jedoch nicht auf diesen Standort beschränkt. Zusammen mit dem Hafenbetreiber Cuxport ist ein weiteres Geschäft geplant.

Im Wettbewerb zu den im Autoumschlag etablierten deutschen Häfen Emden und Bremerhaven versteht Mosolf den Geschäftseinstieg in Wilhelmshaven und Cuxhaven nicht. „Eher zu Belgien und den Niederlanden“, erklärt Wenhold, „die Ladung ist nach Antwerpen, Seebrügge und Rotterdam abgewandert.“ Außerdem sei der Bedarf an zusätzlichen Hafenkapazitäten sehr groß.

In Wilhelmshaven verfügt Mosolf über Platz für mehrere Tausend Fahrzeuge.

Mit persönlicher Beratung punkten

Ein Vorteil für den Aufbau des neuen Geschäftsfelds liege in dem sich noch im Aufbau befindenden E-Automarkt: „Insbesondere bei den in Asien produzierten E-Fahrzeugen gibt es für den Export nach Übersee noch keine gewachsenen Kundenbeziehungen“, so der Niederlassungsleiter. Aufgrund der Kapazitätsengpässe auf den RoRo-Schiffen, gebe es großen Bedarf für gute Alternativen zu den etablierten Transportwegen. „Und genau die können wir aktuell sehr flexibel und mit persönlicher Betreuung anbieten.“

Insgesamt sei das Geschäft rund um die Automobillogistik allerdings sehr volatil. „Während der Coronapandemie ist der Bedarf an Lagerkapazitäten stark gestiegen, da die Fahrzeuge nicht an die Endkunden ausgeliefert werden konnten. Anschließend sei der logistische Bedarf wieder spürbar gesunken, da aufgrund des Halbleitermangels deutlich weniger produziert werden konnte.“ Seit Mitte vergangenen Jahres gebe es nun aber wieder ein solides Produktionsniveau.

Hinzu komme: Spezialtransporte werden derzeit sehr stark nachgefragt, während der Coronapandemie habe aber niemand investiert, sodass es auf der für die Automobilbranche wichtigen Schiene für den Hinterlandverkehr ebenso wie auf der Straße an Kapazität fehle. Deshalb investiert Mosolf gerade in Lkw-Kapazität in Deutschland sowie im norddeutschen Raum. „Unser Vorteil ist, dass wir sehr flexibel aufgestellt sind“, meint der Niederlassungsleiter. „Zum Beispiel ist unsere Werkstatt mobil, sodass wir sie in Wilhelmshaven und Cuxhaven einsetzen können.“

Zum Start wurden beispielsweise für eine namhafte Autovermietung, die 1.200 E-Fahrzeuge aus China importiert hatte, die Auslieferungsinspektion inklusive Lichttest und Kon-trolle der Füllstände vorgenommen und alle Fahrzeuge mit Winterreifen ausgestattet. „Mit diesem Spotdeal konnten wir beweisen, dass es funktioniert, und langfristiges Geschäft akquirieren“, unterstreicht Wenhold.

Im August hat Mosolf in Wilhelmshaven fast 4.000 TEU umgeschlagen. Das Ziel ist mittelfristig ein Umschlag von rund 50.000 Fahrzeugen pro Jahr. Aber das dürfte noch lange nicht das Ende der Geschichte sein. Schätzungen zufolge soll sich die Anzahl der in China hergestellten Fahrzeuge, die nach Europa verkauft und transportiert werden, bis 2025 im Vergleich zu 2022 fast verdoppeln. Viel weiteres Potenzial also für Mosolf. (ch)

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Fakten

Mosolf Hafenlogistik

Gründung: 2020
Standort: Wilhelmshaven und Cuxhaven
Geschäftsfeld: Hafenumschlag und technische Dienstleistungen rund um Fahrzeuge
Mitarbeiter: 13

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