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Magazin für Häfen, Schifffahrt und Logistik

Flexibel in die Regionen und durch die Krise

Rund 4.000 TEU bewegt die TFG Transfracht umweltfreundlich und täglich zwischen sechs Seehäfen – darunter Bremerhaven und Wilhelmshaven – und der D-A-CH-Region. Für diese Aufgabe verfügt die Deutsche-Bahn-Tochter nach eigener Aussage über das dichteste Zugnetzwerk im Seehafenhinterland in Europa.

Fotos: TFG TRANSFRACHT

Das Zugsystem, mit dem sich die TFG Transfracht ihren logistischen Herausforderungen stellt, heißt AlbatrosExpress. Es umfasst wöchentlich über 260 Abfahrten und verbindet rund 15.000 Orte in der D-A-CH-Region, von den großen Wirtschaftszentren bis hin zu kleinen beschaulichen Ortschaften. „Auf diese Weise können wir die unterschiedlichsten Güter – vom Katzenstreu, über die Bohrmaschine bis zum Wintermantel – innerhalb von 12 bis 36 Stunden an ihren Bestimmungsort bringen“, erläutert Philipp Best, der seit Januar 2021 den Vertrieb bei der TFG Transfracht leitet. Die wichtigste Drehscheibe für die hochfrequenten und flexiblen Verbindungen sei dabei der Rangierbahnhof in Maschen. Die südlich von Hamburg gelegene Anlage gilt als größter Rangierbahnhof Europas und als zweitgrößter Rangierbahnhof der Welt nach Bailey Yard im US-Bundesstaat Nebraska. „In Maschen laufen alle Container zusammen, die wir in den Häfen in Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven übernehmen, um sie dann dort entsprechend ihrer Zieldestination auf unterschiedliche Direktzüge zu verteilen“, so Best.

Per AlbatrosExpress geht es von Maschen aus über ein engmaschiges Schienennetz weiter ins Hinterland. Der Weg führt dabei unter anderem über verschiedene Terminals, die von der TFG Transfracht zwischen drei- und 20-mal pro Woche angefahren werden. 27 Terminals sind insgesamt an das AlbatrosExpress-Netzwerk angebunden. „Am stärksten frequentiert wird von uns der Bahnhof in Regensburg, der vorrangig als Drehscheibe für die Automobilindustrie dient. Aber auch Frankfurt am Main, Erfurt, Stuttgart, Leipzig, Ulm und Dortmund sind für uns hierzulande wichtige Verkehrsknotenpunkte“, so Best. In Österreich konzentrierten sich die Ladungsströme überwiegend auf die Standorte Salzburg, Enns, Wien, Graz und Wolfurt, während in der Schweiz kein Weg am Terminal in Basel vorbeiführe. In diesem Dreiländereck, und zusätzlich in Italien wickelt die TFG Transfracht rund 85 Prozent ihrer Aktivitäten über den AlbatrosExpress ab. Die restlichen 15 Prozent machen sogenannte Company Trains aus, die außerhalb des offiziellen Fahrplans individuell auf Kundenanfrage und als maßgeschneiderte Logistiklösungen realisiert werden.

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Mehr Parallelen als Unterschiede

Beim Blick auf die Aktivitäten der TFG in der D-A-CH-Region sagt der Manager: „Zwischen den drei Ländern gibt es deutlich mehr Parallelen als Unterschiede.“ So sei das Leistungspaket, das man für Kunden in Deutschland, Öster-reich und der Schweiz schnüre, nahezu identisch. Wichtig ist dem Wahlhamburger dabei aber zu betonen, dass sich die länderspezifische Ansprache inzwischen zu einem wesentlichen Erfolgsfaktor entwickelt habe: „Die Sprache und die Mentalität sind in allen drei Ländern zwar ähnlich, aber keinesfalls gleich. Deshalb setzen wir, beispielsweise beim Vertrieb und in der operativen Abwicklung vor Ort, auf Mitarbeiter, die die regionalen Märkte kennen und die die regionale Sprache sprechen und somit individueller auf die Bedürfnisse der Kunden eingehen.“

Eine-Million-TEU-Marke erneut geknackt

Trotz der aktuell herausfordernden Lage in Europa und in der D-A-CH-Region blickt Best verhalten optimistisch in die Zukunft. „Wenn alles auf Kurs bleibt, dann dürften wir in 2022 wieder die Eine-Million-TEU-Marke beim Containertransport überschreiten“, so der Manager. Gleichzeitig definiert er die gegenwärtige Situation als „Zeit der Extreme“, die aus seiner Sicht aber vermutlich nicht langfristiger Natur sein werde: „Wir bereiten uns nicht auf eine dauerhafte Krise vor, sondern sind bereit, wenn die Nachfrage 2023 wieder anzieht. Ich bin überzeugt davon, dass die D-A-CH-Region stark genug ist, um diese temporäre Schieflage relativ gut zu überstehen.“

Rückblickend auf die vergangenen zweieinhalb Jahre attestiert er der Coronapandemie, dem Krieg in der Ukraine und der Energiekrise wesentliche Auswirkungen auf die weltweiten Lieferketten und den Hinterlandverkehr. „Auch in solchen Krisenzeiten ist auf die Schiene Verlass, sodass wir mit unserem Netzwerk als zuverlässiger Partner für unsere Kunden agieren können, um deren Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Zudem haben wir die Pandemie auch als Chance ergriffen und sie intensiv für die Ausarbeitung neuer Themen genutzt, so zum Beispiel, um die Digitalisierung unserer internen Prozesse voranzutreiben“, erklärt Best. Nun sei der Blick unter anderem auf die unternehmenseigene Nachhaltigkeitsstrategie „TFGreen“ gerichtet. „Mit neuen Angeboten für 100 Prozent CO2-freie Schienentransporte und klimaneutrale Straßentransporte schaffen wir echte Klimalösungen. Denn jeder Container im kombinierten Verkehr entlastet nicht nur die Straßeninfrastruktur, sondern auch die Umwelt“, gibt der Manager die Richtung vor. (bre)

Jan-Dirk Schuisdziara, geschäftsführender Gesellschafter bei der Hansa Meyer Global Holding

„Ich bin überzeugt, dass die D-A-CH-Region stark genug ist, um diese temporäre Schieflage relativ gut zu überstehen.“

Philipp Best, Vertriebsleiter bei der TFG Transfracht

Fakten

TFG Transfracht

Gründung: 1969
Firmensitz: Mainz
Mitarbeiter: 200
Umsatz 2021: 248 Mio. Euro
Containertransport 2021: 998.000 TEU

AlbatrosExpress

Länder: Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien
Angebundene Häfen: Hamburg, Bremerhaven, Wilhelmshaven, Koper, Rotterdam und Antwerpen
Abfahrten: rund 260 pro Woche

Weitere Informationen: