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„Hier ticken die Uhren anders“

Nur in Baltimore wird innerhalb der USA mehr RoRo-Ladung umgeschlagen als hier am Colonel’s Island Terminal in Brunswick.

Durch umfangreiche Bau- und Expansionsprojekte will die Georgia Port Authority (GPA) die Lieferketten rund um Savannah und Brunswick verbessern – damit die dort umgeschlagenen Güter noch schneller den Weg zum Kunden finden.

Fotos: Georgia Port Authority
Schon jetzt gehören die Häfen in Savannah und Brunswick nicht nur zu den logistischen Schwergewichten des Bundesstaats Georgia, sondern auch der gesamten Vereinigten Staaten. So ist Savannah, knapp 1.300 Kilometer südlich von New York gelegen, nach Los Angeles, Long Beach und eben New York der viertgrößte Containerhafen der USA. An den beiden dortigen Tiefwasserterminals wurden im vergangenen Jahr rund 4,6 Mil­lionen TEU umgeschlagen. Gleichzeitig gilt der Standort als wichtiger Hub für forstwirtschaftliche Produkte, Automobile und Stahl. Nur anderthalb Autostunden südlich von Savannah liegt der Hafen von Brunswick. Er ist mit seinen vier Terminals einer der größten Autoverladehäfen der USA und nach Baltimore der zweitgrößte RoRo-Hafen des Landes. 2019 gingen dort allein 614.000 Einheiten RoRo-Ladung über die Kaikante.

„Wenn man sehen möchte, wie Wachstumsstrategien ­effizient umgesetzt werden, dann sind diese Standorte echte Paradebeispiele“, berichtet Kapitän Ralf Borjes, Senior Surveyer und Country Manager bei Mund + Bruns in Georgia. „Als ich vor 20 Jahren das erste Mal in dieser Region war, war nicht annähernd abzusehen, dass Savannah einmal zu den wichtigsten Häfen des Landes gehören und dass Brunswick heute eine Hauptschlagader für die Automobilindustrie sein wird. Von Marken wie Jaguar, Landrover, Porsche, Mitsubishi und Volvo wird Brunswick vor allem als Importhafen genutzt, während beispielsweise BMW und Kia von hier aus insbesondere ihre Exporte realisieren.“

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In Savannah wird der Hafen, bei laufendem Betrieb von 12,80 auf 14,30 Meter ausgebaggert. So will man sich für noch größere Schiffe attraktiv machen.

Zwei Häfen auf Expansionskurs

In Georgia, wo rund 440.000 Arbeitsplätze an den dortigen Häfen und Binnenschifffahrtsterminals hängen, gibt man sich mit diesem Istzustand aber nicht zufrieden. Vielmehr will die GPA durch umfangreiche Investitionen in die Häfen von Savannah und Brunswick sowie in deren Schienen- und Straßeninfrastruktur die Wettbewerbsfähigkeit dieser Standorte nachhaltig steigern. Insgesamt sind dafür zwischen 2019 und 2029 rund 1,4 Milliarden Dollar vorgesehen. Auf diese Weise sollen die Containerumschlagskapazitäten in Savannah bis 2026 auf rund 8,5 Millionen TEU verdoppelt werden. Als Ziel für das Jahr 2033 hat die GPA sogar die 11-Millionen-TEU-Marke ausgegeben.

Ein Projekt, das dort gerade läuft und bis Ende 2021 abgeschlossen sein soll, ist das Savannah Harbor Expansion Project, kurz SHEP. Dafür wird der Hafen von seiner derzeitigen Tiefe von 12,80 Metern auf 14,30 Meter ausgebaggert – und zwar bei laufendem Betrieb an den Terminals. Von der Vertiefung versprechen sich die Verantwortlichen, dass zukünftig noch größere Schiffe den Hafen mit höheren Lasten und mit längeren Gezeitenfenstern ansteuern können.

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Im Rahmen des Mason Mega Rail Projects erhält der Hafen von Savannah 18 neue Gleise. Die ersten neun davon werden bereits genutzt.

Parallel dazu läuft seit mehr als vier Jahren das Mason Mega Rail Project im Hafen von Savannah. In dessen Zuge will die GPA bis 2021 insgesamt 18 neue Gleise in Betrieb nehmen, um die Hinterlandanbindung in den Südosten und den Mittleren Westen zu verbessern. Seit Mai dieses Jahres können davon bereits die ersten neun Gleise genutzt werden. „Schon jetzt ist die dortige Bahnanbindung hervorragend entwickelt. So sind die Metropolen in Atlanta, Charlotte, Chicago, Dallas und Memphis per Zug in zwei bis fünf Tagen erreichbar – die Inlandterminals in Bainbridge und Chatsworth sogar innerhalb von 24 Stunden“, lobt Borjes. Hierbei werden, anders als bei uns, zwei Container auf dem Zug übereinandergestapelt. Zudem seien diese Züge manchmal bis zu zwei Kilometer lang. Durch das Mason Mega Rail Terminal will die GPA die Schienenkapazität des Hafens von heute rund einer Million TEU auf zukünftig zwei Millionen TEU pro Jahr verdoppeln.

Auch in Brunswick tut sich einiges. So soll unter anderem die derzeit vorhandene Hafenfläche von rund 200 Hektar innerhalb der nächsten Jahre auf bis 380 Hektar erweitert werden. Auch das wäre nahezu eine Verdopplung des Istzustands. „Das sind echte Macher, hier ticken die Uhren einfach anders. So wurde beispielsweise 2019 einer Hafenerweiterung um 40 Hektar am Colonel’s Island Terminal zugestimmt, und nur vier Wochen später standen die benötigten Lagerflächen für Autos und schwere Ausrüstung zur Verfügung“, verleiht Borjes seiner Begeisterung Ausdruck.

Und die GPA hat noch weitergehende Expansionspläne für Brunswick. Unter anderem steht nach einer bereits realisierten zweiten Zufahrtsstraße auch eine Erweiterung des Schienennetzes im Hafen auf der Agenda, um den Service für die Märkte westlich des Mississippis zu verbessern. Für zusätzlichen Jubel in Brunswick sorgte zuletzt die Firma BMW, als sie einen neuen 20-Jahres-Vertrag zum Transport von Fahrzeugen über das Colonel’s Island Terminal unterzeichnete. In den vergangenen 15 Jahren hat der deutsche Automobilhersteller bereits 612.000 seiner Fahrzeuge über Brunswick bewegt.

Vorbild für Deutschland?

„In diesem Tempo und in dieser Ausprägung können sich Häfen nur entwickeln, wenn, wie im Fall von Brunswick, ausreichend Flächen zur Verfügung stehen und wenn Politik und Wirtschaft, wie an diesen beiden Standorten, mit großem Willen und großer Flexibilität an einem Strang ziehen“, so Borjes. „Da könnte sich Deutschland eine Scheibe von abschneiden.“ Zwar zeichne sich die deutsche Unternehmenskultur seiner Meinung nach im Vergleich zur amerikanischen durch ein höheres Maß an Sorgfältigkeit und Langfristigkeit aus, aber genau dadurch gestalteten sich die entsprechenden Planungs- und Umsetzungsphasen hierzulande oftmals deutlich länger als in den USA. (bre)

Weitere Informationen

Kapitän Ralf Borjes

… arbeitet seit fünf Jahren in den USA und ist seit zwei Jahren in Georgia für Mund + Bruns vor allem für die Besichtigung und Über­wachung aller Lade- und Löschaktivitäten sowie für die Projektverschiffung unter dem Gesichtspunkt der Schadenverhütung verantwortlich. Mund + Bruns mit Hauptsitz in Bremen fungiert in Georgia als Sachverständiger mit dem Spezialgebiet Transportwesen.