Der global tätige Logistikdienstleister BLG LOGISTICS ist mit dem Joint Venture BLG Parekh Logistics seit gut einem Jahrzehnt auch auf dem indischen Markt aktiv. Dort dreht sich alles um Zwei- und Dreiräder.
BLG Parekh Logistics übernimmt 60 Prozent der Teilmontage für alle weltweit produzierten Tuk-Tuks. Dazu zählen beispielsweise die Montage des Armaturenbretts, der Hälfte des Motors, der Räder, der Dächer und der Sitze.
Fotos: Devanath/Pixabay, Bajaj Auto
Es sind zwei starke Partner, die sich für das Joint Venture in Indien zusammengefunden haben. Auf der einen Seite ist dies die BLG LOGISTICS GROUP, deren Wurzeln bis in das Jahr 1877 zurückreichen und die mittlerweile in zwölf Ländern aktiv ist. Auf der anderen Seite steht die Parekh Group, die auf 60 Jahre als Konglomerat mit diversifizierten Geschäftsinteressen zurückblicken kann und zu deren Geschäftsfeldern Dienstleistungen rund um die Schifffahrt, das Handling von Großtransporten und die Kontraktlogistik sowie das Gastgewerbe zählen. Die beiden Mutterunternehmen sind zu je 50 Prozent an BLG Parekh Logistics beteiligt.
Das Joint Venture hat sich seit seiner Gründung 2008 zu einem der führenden Anbieter von kundenspezifischen Kontraktlogistiklösungen entwickelt und ist auf Services rund um Automobile spezialisiert, insbesondere Zweiräder und dreirädrige Fahrzeuge wie Tuk-Tuks. Der Hauptsitz befindet sich in Mumbai, der Hauptstadt des Bundesstaates Maharashtra in Westindien. Die mit rund 23 Millionen Einwohnern dicht besiedelte Metropole ist Finanzzentrum und mit ihren Häfen, Autobahnen, Überlandbusbahnhöfen sowie Hafen-, Luft- und Schienenverbindungen zugleich ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt.
Aurangabad ist eines der Schlüsselzentren der Zweiradindustrie
Darüber hinaus ist das Unternehmen mit insgesamt 1.000 Mitarbeitern an den drei Standorten Aurangabad, Chakan bei Pune und Chennai vertreten. „Der Großteil unseres operativen Geschäfts erfolgt von Aurangabad im westindischen Bundesstaat Maharashtra aus“, berichtet Vijay Raut, der als Key Account Manager bereits seit zehn Jahren für BLG Parekh Logistics tätig ist; er war einer der ersten Mitarbeiter der neuen Organisation. Die Wahl der drei Standorte kommt nicht von ungefähr: Die westindische Stadt Aurangabad ist die Heimat bedeutender Unternehmen der Automobil- und Zweiradindustrie. 50 Kilometer von der Distrikthauptstadt Pune entfernt, am Standort in Chakan, liegt ebenfalls ein größeres Industriegebiet mit Fokus auf Automobile. Und in Chennai an der Südostküste befindet sich nicht nur der zweitgrößte indische Hafen – auch viele große Automobilhersteller haben Fabriken in der Hauptstadt des Bundesstaates Tamil Nadu. Darüber hinaus sind knapp 50 Prozent der indischen Automobilzulieferindustrie in der Region angesiedelt.
In den drei Segmenten Lagerlogistik, werksinterne Logistik und Distributionslogistik deckt das Unternehmen eine Vielzahl von Serviceanforderungen ab. Dabei übernimmt BLG Parekh Logistics 60 Prozent der Teilmontage für alle weltweit produzierten Tuk-Tuks. Dazu zählen beispielsweise die Montage des Armaturenbretts, der Hälfte des Motors, der Räder, der Dächer und der Sitze.
„Der zweitgrößte indische Hersteller von Motorrädern ist seit neun Jahren unser Kunde. Wir haben einen langfristigen Vertrag mit ihm“, berichtet Raut. „Für ihn montieren wir die Teile von OEM-Zulieferern.“ Dies geschieht bisher vor allem in Aurangabad auf der insgesamt 60.000 Quadratmeter – mehr als acht Fußballfelder – großen Fläche. Dort gibt es drei verschiedene Set-ups, erläutert Raut: die Lagerlogistik und das Fulfillment für Aftermarket-Ersatzteile, die Verpackung für den Export sowie die Montage von insgesamt 980 Teilen aus 178 Baugruppen. Dazu zählen beispielsweise Motorenluft- und Ölfilter für dreirädrige Fahrzeuge.
Fakten
BLG Parekh Logistics
Gründung: 2008 als 50:50-Joint-Venture zwischen BLG LOGISTICS, Deutschland, und der Parekh Group, Indien
Geschäftsfelder: Lagerlogistik, werksinterne Logistik und Distributionslogistik
Unternehmenssitz: Mumbai
Weitere Standorte: Chakan bei Pune, Aurangabad und Chennai
Lagerfläche: rund 70.000 Quadratmeter
Mitarbeiter: etwa 1.000
Weitere Informationen:
Seit dem Geschäftsjahr 2019 ist Bajaj Auto aus der indischen Stadt Pune
mit 780.000 verkauften Tuk-Tuks der weltweit größte Hersteller des in vielen Ländern der Welt beliebten Verkehrsmittels.
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60.000 Fahrzeuge pro Monat
„Insgesamt werden im Ersatzteillager pro Monat rund 400.000 Ersatzteile umgeschlagen und 60.000 Fahrzeuge montiert“, hebt Anand Devulapalli hervor. Er ist seit April als Managing Director India bei BLG Parekh Logistics tätig; zuvor hat er bereits 20 Jahre Erfahrung unter anderem bei namhaften Logistikdienstleistern wie DB Schenker, Ceva und Kühne + Nagel sowie einigen indischen Logistikunternehmen gesammelt. „Hinzu kommt die Verpackung für 110.000 Zweiräder.“ Rund 40 Prozent der Fahrzeuge sind für den indischen Markt bestimmt, 60 Prozent werden exportiert. Zu den wichtigsten ausländischen Märkten zählen das südliche Afrika, Asien mit den Ländern Bangladesh, Malaysia und Sri Lanka sowie Iran und Ägypten. „Wir kennen die Planzahlen für jedes Land genau, das ist von Kundenseite sehr transparent“, betont Devulapalli.
„Die Lagerung ist bei uns auf acht Stunden beschränkt, damit die OEMs just in sequence produzieren können“, erklärt Raut. Dafür stehen auf dem Gelände acht Ausgangstore zur Verfügung, von denen aus sich zweistündlich sechs Lkws auf den Weg zu den Kunden machen. Insgesamt wird 16 Stunden im Zweischichtsystem gearbeitet. Zudem gilt in Indien noch eine Sechs-Tage-Woche: „Wir arbeiten fünf Tage und den halben Sonnabend“, so der Key Account Manager.
Zudem sei das Unternehmen gerade dabei in Chakan eine ähnliche Fläche wie in Aurangabad mit 8.000 Quadratmetern aufzubauen, berichtet Raut. Devulapalli ergänzt: „Den Betrieb in Chennai mussten wir aufgrund der Pandemie einstweilen einstellen.“
Flexibilität ist gefragt
Die Zusammenarbeit mit dem Großkunden mit einer Vertragslaufzeit von jeweils drei Jahren ist naturgemäß sehr eng und kooperativ ausgelegt. „Wir erhalten jeden Monat eine Verkaufsprognose“, so der Managing Director, „und müssen dann natürlich sehr flexibel darauf reagieren.“ Die Vorhersagemengen seien aufgrund der Pandemie für die Monate April, Mai und Juni niedriger ausgefallen und während des 21-tägigen Lockdowns im März um etwa 20 Prozent gesunken. „Danach haben bei den Fahrzeugherstellern innerhalb von zwei bis drei Wochen wieder 85 Prozent der Mitarbeiter ihre Arbeit aufgenommen“, berichtet Devulapalli. „Seit Mitte August sind wir bei 100 Prozent – mit viel Dynamik.“ Angesichts steigender Infektionszahlen seien allerdings auch wieder Einschränkungen möglich. „Diese dürften nach meiner Einschätzung aber eher am Wochenende erfolgen, da die indische Regierung alles tun wird, um einen zweiten echten Lockdown zu vermeiden.“
Unabhängig von Corona hat sich das indisch-deutsche Logistikunternehmen ein hohes Ziel gesetzt: Es will zum führenden Anbieter für kundenspezifische Kontraktlogistiklösungen in Indien werden. (cb)