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Wie viel IT steckt in Fisch und Co.?

Fischgerichte sind ein wesentliches Element der Leistungspalette von FRoSTA. Doch der Tiefkühlkostexperte aus Bremerhaven bietet seinen Kunden auch Gemüse, Obst und Kräuter.

1962 fing bei FRoSTA alles mit Fisch an. Damals erfolgte die Materialflusssteuerung ausschließlich in Papierform, und bis 1970 besaß der Tiefkühlkostexperte aus Bremerhaven sogar noch eine eigene Fischfangflotte. Heute setzt das Unternehmen in nahezu allen Bereichen auf Digitalisierung – ohne eigene Schiffe, aber mit sichtbarem Erfolg.

Fotos: istockphoto/g215, shutterstock//anttoniart, Frosta

Um es vorwegzunehmen: Für konkrete Zahlen, wie viel IT heute in ihrem Fisch steckt, ließen sich weder Ben Windhorst, Director IT und Transformation bei FRoSTA, noch Heliodor Rawski, Head of SCM Logistics bei FRoSTA, im Gespräch mit dem LOGISTICS PILOT „einfangen“. Für Windhorst steht jedoch fest: „Es steckt eine ganze Menge IT im Fisch – und es wird zunehmend mehr. Denn unser Transformationsprozess ist noch längst nicht abgeschlossen.“ Die ersten Schritte in Richtung Digitalisierung habe das Unternehmen bereits in den 1980er-Jahren getätigt, als damit begonnen wurde, eine zunehmende Zahl von Geschäftsprozessen über Softwaresysteme abzubilden. Im Zuge dieser Entwicklung wurden unter anderem seit Anfang der 2000er-Jahre die Lagerverwaltungssoftware vollständig automatisiert und seit 2018 eine eigene voll integrierte Transportplanung implementiert.

Heute wird die Digitalisierung bei FRoSTA besonders in Geschäftsbereichen mit Bezug zum Endkonsumenten, in den Abläufen der Supply Chain und in der Vernetzung der eigenen Mitarbeiter sichtbar. So erlaubt beispielsweise die Blockchain-Technologie dem Unternehmen, mehr Informationen sicher an den Kunden zu übermitteln und damit gleichzeitig die FRoSTA-Vision von mehr Transparenz und Nachhaltigkeit zu unterstützen. Dazu gehört auch das Tracking wichtiger Produktdaten – nicht nur beim Fisch, sondern auch bei Gerichten, Gemüse, Obst und Kräutern. „Über einen Zutatentracker auf unserer Website können alle Zutaten und Herkunftsländer unserer Produkte über die gesamte Lieferkette hinweg nachverfolgt werden, also wo sie herkommen, was mit ihnen passiert und wie groß ihr CO2-Abdruck ist,“ nennt Windhorst ein Beispiel.

Ben Windhorst, Director IT und Transformation bei FRoSTA und Heliodor Rawski, Head of SCM Logistics bei FRoSTA
In der Bedarfs- und Produktionsplanung sowie in der Lagerung und Distribution setzt FRoSTA auf SAP als Systemplattform. „Die damit verbundenen Simulationen von Planungsszenarien helfen uns, flexibel zu kalkulieren und schnell auf neue Gegebenheiten reagieren zu können, wie sie gerade in der jüngsten Vergangenheit durch Preisexplosionen, einen Mangel an Rohwaren oder gestiegene Energiekosten entstanden sind“, so Rawski. Das habe sich in diesem Jahr zwar nicht beim Fisch, dafür aber umso mehr beim Anbau in den unternehmenseigenen Gemüsewerken in Sachsen und Rheinland-Pfalz gezeigt. „Der verregnete Sommer 2021 hat uns Rekorderträge bei den Erbsen beschert, wodurch sich unsere Ernte- und Produktionsplanung kurzfristig stark verändert haben“, umreißt es Rawski. Und Windhorst ergänzt: „Früher haben wir einmal im Jahr neue Preise kalkuliert. Angesichts der aktuellen weltwirtschaftlichen Entwicklungen müssen wir derzeit aber nahezu täglich neue Informationen verarbeiten und neue Szenarien simulieren – auch beim Fisch, der fangfrisch schockgefrostet und dann, in zahlreichen Kühlhäusern verstreut, bis zur Produktion eingelagert wird.”

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Viele Gemüsesorten wie Spinat, Erbsen oder Karotten baut FRoSTA in seinen Gemüsewerken in Sachsen und Rheinland-Pfalz selbst an. Für einen möglichst guten Geschmack wird das Gemüse dann innerhalb kürzester Zeit erntefrisch tiefgefroren.

„Es geht nicht ohne die Beteiligung des Menschen“

Besonders wichtig ist es den beiden, die rund 1.800 FRoSTA-Mitarbeiter auf ihrem Digitalisierungsweg mitzunehmen. Diesen Weg bezeichnet Windhorst auch gern als Staffellauf, bei dem die Übergabe des Staffelstabs und damit die IT-Schnittstellen besonders wichtig seien. „Denn trotz aller Automatisierung geht es nicht ohne die Beteiligung des Menschen“, unterstreicht Rawski. Deshalb migrierte das IT-Team von FRoSTA in den vergangenen drei Jahren sämtliche Arbeitsabläufe verschiedener Geschäftsbereiche, Abteilungen und Niederlassungen in Microsoft Azure. Zudem wurden während der Coronakrise neue Cloud-Lösungen umgesetzt, so dass FRoSTA nun in der Lage ist, seine Mitarbeiter komplett aus dem Homeoffice agieren zu lassen, ohne dass dies in irgendeiner Form zu Qualitätseinschränkungen führt. Dennoch denken beide IT-Experten schon jetzt über neue Services, neue Lösungen und neue Benefits nach. „Wir arbeiten gerade daran, Zulieferer, Kunden und Mitarbeiter noch stärker in die FRoSTA-Welt zu integrieren. Ebenso haben wir für die nahe Zukunft den digitalen Lieferschein auf der Agenda“, so Rawski.

Im Rückblick auf die vergangenen drei Jahre zieht der Hersteller von Tiefkühlkostprodukten eine differenzierte Bilanz: „Auf der einen Seite konnten wir während der Pandemie, als viele Restaurants schließen mussten und die Menschen Lust auf leckere Gerichte hatten, eine große Zahl von Neukunden gewinnen, die uns auch jetzt weiter die Treue halten“, so Windhorst. „Da wir ebenso große Teile der Systemgastronomie betreuen, zum Beispiel in Schulen und Kaufhäusern, mussten wir aber auf der anderen Seite auch nicht unerhebliche Einschnitte in Kauf nehmen, als diese Bereiche durch Corona ebenfalls nur eingeschränkt arbeiten konnten“, relativiert er. Im Segment Fisch hätten sich während der Coronapandemie vor allem Fischstäbchen gut verkauft. Sie zählen insbesondere bei Kindern zu den Klassikern der beliebtesten Mittagsgerichte, berichtet das Unternehmen. (bre)

Fakten

FRoSTA AG

Produktportfolio: Fisch, Gerichte auf Fisch-, Fleisch und Gemüsebasis, Gemüse, Obst und Kräuter
Mitarbeiter: 1.800
Hauptsitz: Bremerhaven
Umsatz 2021: 527 Millionen Euro

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